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Als Online-Lehrer in einem Coworking Space arbeiten – Ein Erfahrungsbericht

Als Online-Lehrer in einem Coworking Space arbeiten - Ein Erfahrungsbericht

Alle Krisen und Pandemien haben irgendwann ein Ende. Das gilt auch für die momentane Coronavirus-Pandemie. Vielleicht hast du die letzten Monaten genutzt, um dir Gedanken darüber zu machen, wie du zukünftig leben möchtest. Vielleicht hast du schon erste Erfahrungen als Online-Deutschlehrer gesammelt. Alles klappt gut und du würdest nach Corona gerne als digitaler Nomade durchstarten. Aber du hast Bedenken wegen des Internets in einigen Locations und eigentlich möchtest du ja auch Kontakt zu anderen digitalen Nomaden haben, während du unterwegs bist. Das ist schwierig, wenn du die ganze Zeit von zu Hause aus arbeitest. Nun fragst du dich, ob ein Coworking Space eine Option ist. Im folgenden erzähle ich dir ein wenig von meinen Erfahrungen in Antigua, Guatemala im Februar 2020. 

Was ist ein Coworking Space?

Wenn du ganz neu bist in der Welt des digitalen Arbeitens, ist dir vielleicht nicht klar, was ein Coworking Space genau ist. Die Idee entstand Anfang der 2000er Jahre in Kalifornien. Weltweit gibt es mittlerweile über 20.000 Coworking Spaces, die mit unterschiedlichen Konzepten arbeiten. Die Grundidee ist, dass du tage-, wochen- oder monatsweise einen Schreibtisch in einem Großraumbüro mieten kannst. Das Coworking stellt dir die komplette Infrastruktur zur Verfügung: Internet, Drucker, Schreibtisch, Stuhl und natürlich Kaffee und Wasser. Meistens gibt es auch Besprechungsräume und Telefonkabinen, die entweder nach Belieben benutzt werden können oder die man vorher reservieren muss, teilweise gegen Aufpreis. 

Online unterrichten in Guatemala

Normalerweise frage ich vor dem Buchen eines Airbnbs immer, wie schnell das Internet ist. Im Fall von Guatemala war allerdings von Anfang an klar, dass es schwierig bis unmöglich sein würde, eine günstige Unterkunft mit gutem Wifi zu finden. Aus diesem Grund hatte ich vor meiner Unterkunft sowohl die Preise für mobiles Internet als auch Coworking Spaces in Antigua recherchiert. Tatsächlich war das Wifi in meinem Airbnb so langsam, dass an einen Videocall über Laptop gar nicht zu denken war. Über mobiles Internet funktionierte es hingegen gut, so dass ich etwas für den Notfall in der Hinterhand hatte. Das Internet im Coworking Space war schnell genug und es gab nur einmal einen Stromausfall, so dass ich von der Technik her in dem einen Monat keine Probleme hatte. Da die Stadt Antigua sehr touristisch ist und neben dem Atitlán-See auch ein beliebtes Ziel für digitale Nomaden, gibt es mehrere Coworking Spaces. Ich hatte mir das Coworking des Selina-Hostels ausgesucht. Selina ist eine Hostel-Kette, die in fast allen lateinamerikanischen Ländern, aber auch in den USA und einigen europäischen Ländern zu finden ist. Das Interessante an den Selinas ist, dass zu jedem Hostel auch ein Coworking Space gehört, den du buchen kannst, ohne Gast im Hostel zu sein. In Guatemala habe ich für einen Monat ca € 120 bezahlt. Wichtig für mich war, dass ich auch am Wochenende Zugang hatte. 

Online unterrichten von einem Coworking Space aus

Online unterrichten in Guatemala

Um es gleich vorwegzunehmen: Es war nicht optimal und ich würde es kein zweites Mal über einen doch relativ langen Zeitraum von einem Monat machen. Warum? Auf dem Bild links siehst du das Coworking. Rechts hinten ist der Besprechungsraum, rechts in der Mitte die beiden Telefonkabinen. Wenn der Besprechungsraum leer war, konnte ich mich dort hineinsetzen, das war so halbwegs okay. Ansonsten musste ich in eine der Telefonkabinen, was nicht sonderlich gemütlich war und wenn in der zweiten Kabine ein laut sprechender Mensch auch einen Call machte, wurde es ziemlich blöd. Weder die Telefonkabinen noch der Besprechungsraum waren schalldicht. Ich habe mich zwar bemüht, nicht so laut zu sprechen und hatte meine Schüler natürlich über Kopfhörer, aber trotzdem war es kein so angenehmes Gefühl, die einzige zu sein, die die ganze Zeit redete.  

Kontakte finden im Coworking Space

In Guatemala war ich das erste Mal und kannte keinen Menschen. Auch deshalb hatte ich mir überlegt, dass ein Coworking Space eventuell nicht schlecht wäre. Einige Male habe ich dort an meinen Blogs und Büchern geschrieben und da kommt man tatsächlich leicht mit den anderen ins Gespräch. An den Tagen, wo ich nur unterrichtete, war das hingegen nicht der Fall. Dadurch, dass ich im Besprechungsraum oder in der Telefonkabine saß, habe ich mich ziemlich isoliert gefühlt. Hinzu kam, dass es kein Coworking war, in das immer die gleichen Leute kamen. In meinem Monat dort kamen fast alle nur für wenige Tage und waren dann wieder weg. Ich bin zweimal mit Amerikanern in der Selina-Bar etwas trinken gegangen, aber das war es auch schon. Natürlich liegt das auch an meiner introvertierten Persönlichkeit. Wenn jemand sehr extrovertiert ist und ohne Probleme sofort auf Menschen zugeht, wird er mit ziemlicher Sicherheit auch als Online-Lehrer schnell Kontakte in einem Coworking Space finden. 

Fazit

Es ist machbar, von einem Coworking Space aus zu unterrichten, aber es ist nicht optimal. Falls du einen Ort besuchen möchtest, an dem das Internet nicht sehr schnell ist, solltest du versuchen, möglichst wenige Stunden zu unterrichten. Nutz die Zeit stattdessen, um Dinge zu erledigen, für die du nicht vor Skype oder Zoom sitzen musst.  

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